Pro und Contra: Lohnt sich Ausbildung für meinen Betrieb

Der Fachkräftemangel ist allerortens – doch immer noch fragen sich manche Unternehmen: Lohnt sich die Ausbildung für meinen Betrieb? In diesem Artikel habe ich die Vorteile und Nachteile einer Ausbildung aus Unternehmenssicht zusammengetragen.

Gründe gegen eine betriebliche Ausbildung sind schnell gefunden

  • Auszubildende sind zu teuer, zu anstrengend
  • mein Betrieb ist zu klein dafür
  • ich habe zu wenige Aufträge dafür

…. es fallen einen auf Anhieb viele Gründe DAGEGEN ein. Doch sollte man/frau sich dem Thema Ausbildung im Betrieb nicht verschließen. Denn hier geht es um die Zukunft des Betriebes!

Doch die Vorteile für ein Unternehmen, dass ausbildet überwiegen.

Lohnt sich Ausbildung für meinen Betrieb?

Welche Vorteile hat ein Unternehmen, wenn es ausbildet?

Mittlerweile ist der Fachkräftemangel in fast jeder Branche angekommen. Ob es der Arzt ist, der keine MTA findet oder der Bäcker, dem die Fachkräfte davon laufen. Denn heute können sich Arbeitnehmer aussuchen, welches Arbeitsumfeld und welche Tätigkeiten sie ausüben wollen.

Um gut ausgebildete Fachkräfte zu finden, bietet sich eine Ausbildung im Unternehmen an. Selbstverständlich können die fertig gelernten Arbeitnehmer immer noch wechseln – bietet man aber anschließend einen interessanten Arbeitsplatz an, bleiben doch die meisten im Ausbildungsbetrieb.

Doch es gibt noch einige mehr an Vorteilen, wenn man im eigenen Unternehmen ausbildet:

  • die gezielte Vorbereitung des Mitarbeiters für den eigenen Bedarf
  • häufig erwirtschaften Auszubildende schnell mehr Erträge als sie Kosten verursachen
  • junge Auszubildende sind auf neuesten Stand, so bringen sie neuen Wind, verschiedene Ideen und andere Impulse in das Unternehmen
  • die Kosten für die Einarbeitung einer neuen Fachkraft fallen meist höher aus, als die Übernahme eines Berufsanfängers, der bereits die Unternehmenstrukturen kennt
  • teure Fehlbesetzungen durch Neueinstellungen können minimiert werden, denn in der Ausbildung kristallisiert sich schnell heraus, für welche Arbeitsgebiete der (Noch-)Auszubildende geeignet ist
  • „Ausbildungsbetrieb“ ist heutzutage immer noch ein Pluspunkt.

Was kostet ein Auszubildender?

Alle Jahre wieder stehen viele Betriebe vor der Entscheidung: Auszubildende einstellen oder doch nicht? Denn so ein Auszubildender braucht Betreuung, kostet Geld und manchmal auch ein paar Nerven. Die Zeit und die Nerven, die so ein Auszubildender kostet, sind nicht wirklich meßbar. Was man aber genau messen kann, sind die Kosten, die ein Auszubildender verursacht.

Doch was kostet so eine Ausbildung einem Betrieb?

Dieser Frage ist das BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) nachgegangen und hat die durchschnittlichen Bruttokosten einer Ausbildung für ein Unternehmen mit 20.855 Euro angegeben. (Stand 2017/2018).  Dabei wurden die Personalkosten des Auszubildenden, die Personalkosten des Ausbildungspersonals, die Gebühren für die Ausbildung (Kurse, Kammergebühren, usw.)  und die Sachkosten (Material, Werkzeug, etc.) mit einbezogen.

Dem Gegenüber steht laut dieser Berechnung Leistungen, die der Auszubildende erbringt. In der Erhebung des BIBB werden diese mit durchschnittlich 14.377 Euro angegeben.

So ergibt sich für die Betriebe Nettokosten für die komplette Ausbildung in Höhe von 6.478 Euro. Diese Kosten lohnen sich für die meisten Betriebe aber mittel- oder langfristig, wenn Auszubildende nach der Ausbildung im Betrieb übernommen werden. Durch die dann eingesparten Personalgewinnungskosten (durchschnittlich 10.454 Euro), rentiert sich eine Ausbildung recht schnell bei jedem übernommen Auszubildenden.

Video: Lohnt es sich auszubilden?

Was muss mein Betrieb alles „mitbringen“ um überhaupt ausbilden zu können?

Hast du dich doch einmal dazu durchgerungen, dich mit dem Thema Ausbildung im eigenen Betrieb zu beschäftigen stellen sich bald neue Fragen:

  • Wann ist ein Betrieb zur Ausbildung geeignet?
  • Was brauche ich um ausbilden zu können?
  • Wer ist berechtigt Lehrlinge auszubilden?
  • Wer ist für die Ausbildung verantwortlich?
  • und so weiter

Diese Fragen – und noch mehr – möchte ich dir hier beantworten:

Wann ist ein Betrieb zur Ausbildung geeignet?

Um einen Azubi einstellen zu können brauchst du bzw. dein Betrieb/dein Unternehmen verschiedene Voraussetzungen:

  • als Handwerksbetrieb muss man einen Mitarbeiter mit Meisterprüfung vorweisen
  • dein Auszubildender braucht einen Arbeitsplatz
  • es müssen alle notwendigen Geräte bzw. Mittel vorhanden sein (z.B. als Bürokauffrau einen PC, Drucker, ect.)
  • die wichtigsten Gesetze müssen vorliegen (Berufsbildungsgesetz, ect.)

Die Ausbilderin oder der Ausbilder im Betrieb muss persönlich und fachlich geeignet sein und die Ausbildereignungsprüfung erfolgreich absolviert haben. Üblicherweise muss er oder sie auch eine abgeschlossene Berufsausbildung in dem Beruf vorweisen können, in dem ausgebildet wird. Je nach Beruf gibt es weitere Vorgaben.
(Quelle: Arbeitsagentur)

Wer ist berechtigt Lehrlinge auszubilden?

Du bzw. einer deiner Mitarbeiter (am Besten natürlich mehrere oder alle) brauchen auch ein paar Merkmale:

  • du bzw. dein Mitarbeiter müssen persönlich geeignet sein.
    Diese Eignung hat (ersteinmal) jeder, Ausnahmen sind straffällig gewordene Personen oder Personen, die schonmehrmals gegen das Berufsbildungsgesetz verstoßen haben.
  • dazu kommt noch die fachliche Eignung
    Diese hat man im Allgemeinen wenn man 25 Jahre alt ist und eine Ausbildung in den jeweiligen Ausbildungsberuf hat

Das Ganze hört sich jetzt ersteinmal etwas kompliziert an – aber nachdem sowieso die IHK bzw. die HWK prüft, ob man ausbilden darf bzw. kann, kannst du gar keine Fehler machen.

Einfach einmal mit den netten Damen und Herren von der entsprechenden Kammer sprechen. Die helfen dir gerne und beantworten jede deiner Fragen- denn jeder Ausbildungsplatz ist heute ein Gewinn. Auch bei der Frage nach dem passenden Ausbildungsberuf, oder nach der Anzahl der möglichen Auszubildenden wird dir dort geholfen.

Aufgaben des Ausbilders

  • Ausbildungsauftrag
    Die Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen, die den Auszubildenden dazu befähigen, den Beruf nach der Ausbildung auszuüben.
  • Erziehungsauftrag
    Dabei sind nicht nur berufliche Aspekte zu beachten. Der Jugendliche soll in seiner Ganzheit gesehen werden.

Rechte & Pflichten des Ausbilders

Pflichten des Ausbildenden Pflichten des Auszubildenden
Ausbildungspflicht: Der Ausbilder muss dem Auszubildenden Kenntnisse, Fertigkeiten  und Erfahrungen vermitteln. Lernpflicht: Der Auszubildende muss  die  Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen  erwerben.
Benennung weisungsberechtigter Personen: Dem Auszubildende sind diese Personen zu benennen. Weisungsgebundenheit: Es ist den Weisungen der Ausbilder folge zu leisten.
Aufsichtspflicht: Minderjährige Auszubildende sind zu beaufsichtigen. Einhaltung der Ordnung: Der Auszubildende muss Ordnung halten.
Ausbildungsnachweiskontrolle: Ausbildungsnachweise sind kostenlos an den Auszubildenden zu übergeben. Ebenfalls ist eine Kontrolle während der Ausbildung regelmäßig zu erfolgen. Ausbildungsnachweisführung: Der Azubi ist verpflichtet, den Ausbildungsnachweis zu führen.
Bereitstellung der Ausbildungsmittel: Ausbildungsmittel sind kostenlos zur Verfügung zu stellen. Pflegliche Behandlung der Ausbildungsmittel: Alle überlassenden Ausbildungsmittel müssen pfleglich behandelt werden.
Zweckgebundene Übertragung von Aufgaben: Die übertragenen Aufgaben müssen dem Ausbildungszweck dienen. Sorgfältige Ausführung von Aufgaben: Die übertragenen Aufgaben sind vom Auszubildenden nach besten Wissen und Gewissen zu erledigen.
Freistellung für Berufsschulunterricht: Der Ausbildende muss den Auszubildenden freistellen.  Teilnahme am Berufsschulunterricht: Der Auszubildende muss am Unterricht teilnehmen.
Freistellung für außerbetriebliche Ausbildung: Der Ausbildende muss den Auszubildenden freistellen Teilnahme an außerbetrieblicher Ausbildung: Der Auszubildende muss an der außerbetrieblichen Ausbildung teilnehmen.
Freistellung für Prüfungen: Der Ausbildende muss den Auszubildenden freistellen Teilnahme an Prüfungen: Der Auszubildende muss an den Prüfungen teilnehmen.
Urlaubsgewährung: Es ist dem Auszubildenden möglichst zusammenhängender Urlaub zu gewähren. Erholungspflicht: Der Auszubildende ist verpflichtet, seinen Urlaub zur Erholung zu nutzen.
Vergütungspflicht: Der Auszubildenden hat eine angemessene Vergütung zu erhalten. Geheimhaltungspflicht: Geschäftsgeheimnisse müssen bewahrt werden.
Zeugnispflicht: Der Ausbildende muss ein Zeugnis erstellen. Benachrichtigungspflicht: Der Auszubildende muss bei jedem Fernbleiben den Ausbildenden benachrichtigen. Dabei sind die Gründe zu nennen, bei Krankheit ist eine Bescheinigung nachzureichen.

Warum überhaupt ausbilden als Unternehmen?

Nachdem wir geklärt haben, was du bzw. dein Betrieb alles haben muss – hier die Gründe, warum sich auch Ausbildung für deinen Betrieb lohnen könnte:

Allgemeine Gründe

  • Leitungen des Azubis Der Auszubildende ist bereits am Anfang seiner Tätigkeit für leichte (leicht lernbare) Tätigkeiten im Betrieb einsetzbar. Je nach Ausbildungsdauer kann er dann immer komplexere Aufgaben im Betrieb übernehmen.
  • weniger Personalwechsel Azubis lernen genau dass, was in „Ihrem“ Betrieb gebraucht wird – und bleiben diesen meist danach auch gerne erhalten
  • weniger Fehlbesetzungen Einen Azubi kennt man bis zu seinem Abschluß genau – und kann ihm dann auch die passende Stelle im Unternehmen für danach anbieten (ok, nur wenn man ein paar Stellen hat)
  • die Einarbeitung entfällt Übernimmt man einen Auszubildenden, kennt dieser schon alle Abläufe – so muss man keinen neuen Mitarbeiter einarbeiten.
  • weniger Kosten für Neueinstellungen Den eigenen Auszubildenden zu übernehmen spar meist auch einiges an Gehalt, denn man muss sich nicht gegen mehrere andere Betriebe durchsetzen
  • für den eigenen Betrieb Fachkräfte heranziehen Jeder Betrieb hat seine spezifischen Voraussetzungen – das bekäme man bei einer Einstellung von „außerhalb“ nur über längere Einarbeitung. Stellt man aber einen Azubi ein, hat man ihm diese Fertigkeiten schon während seiner Ausbildung beigebracht.

Video: Wie werden Sie Ausbildungsbetrieb?

Pro und Kontra Ausbildungsbetrieb:

(spricht der Punkt eher dafür oder dagegen? – entscheide selbst)

Dagegen Dafür
 die hohen Kosten  Kosten sind steuerbar. Langfristig werden Kosten gespart. Außerdem kannst du dir deine nächsten Facharbeiter selbst heranziehen.
 der Betrieb ist zu klein  Wer sagt, dass nur große Betriebe ausbilden können? Schon mit einem Ausbilder kannst du einen Auszubildenden einstellen. Außerdem gibts die Möglichkeit, mit anderen Betrieben zusammenzuarbeiten
 die Ausbildungsberufe, die ich ausbilden würde, gibt es gar nicht  Es gibt über 350 Ausbildungsberufe – da wird doch einer vom Ansatz her passen. Um den passenden Ausbildungsberuf zu finden, kannst du dich bei deiner Innung beraten lassen. Die Ausbildung in jedem Betrieb ist anders, wenn mans so sieht könnte keiner ausbilden ;-).
 mir ist der Aufwand zu hoch Neues Personal macht leider immer erst Arbeit, bevor es einen diese erleichtert.
 ich habe zu wenige Aufträge  die Ausbildung dauert meist 3 Jahre – wer weiß, wie es bis dahin ausschaut. Vielleicht brauchst du bis dahin unbedingt einen gut ausgebildeten Mitarbeiter?
 Ich brauche keine Frachkräfte (ich habe genug davon) Frachkräfte kann man immer brauchen – kann sein, dass heute noch nicht die Mittel dafür da sind, aber wir reden hier von mind. 3 Jahren Vorlaufzeit
 Ich kann nicht ausbilden / Ich habe kein Personal, das ausbilden kann  (fast) Jeder, der eine abgeschlossene Ausbildung hat, kann ausbilden. Auch die Ausbilderprüfung ist nicht immer nötig.
 Ich finde sowieso keinen passenden Azubi  Ja, es gibt bestimmte Berufsgruppen, die finden schwerer gut vorbereitete Auszubildende – aber es gibt genug leistungsbereite Azubis, die ihre Ausbildung auch gut meistern, ohne dass sie in der Schule die Besten waren

Ziel einer Ausbildung für den Auszubildenden

  • Fachkompetenz
    Am Ende der Ausbildung muss der Auszubildende alle Lerninhalte verstehen und beherrschen.
  • Methodenkompetenz
    Auch muss der Auszubildende alle nötigen Methoden anwenden können.
  • Sozialkompetenz
    Dies ist wohl die schwierigste Kategorie.  Jungen Menschen beizubringen, welche sozialen Verhaltensmuster erwünscht sind und welche nicht.

Diese Ziele kannst du noch genauer betrachten:

  • motorische Fertigkeiten
  • Abstraktionsvermögen
  • soziale Fähigkeiten
  • historische Bildung
  • Fähigkeiten zur Selbstoranistion

Gesellschaftliche Ziele

Neben den sofort sichtbaren Zielen einer Ausbildung im Betrieb gibt es weitere Ziele. Diese kannst du in diese Kategorien einordnen:

  • Erhöhung deiner Wettbewerbsfähigkeit
    Durch gut ausgebildetetes Personal kannst du bei Kunden Pluspunkte sammeln.
  • Vorsprung der deutschen Wirtschaft
    Durch viele gut ausgebildetete Menschen schafft Deutschland seinen Vorsprung in der Weltwirtschaft auszubauen bzw. wieder zu erlangen.
  • geringere Arbeitslosigkeit und weniger sozialer Abstieg
    Gut ausgebildete Arbeiternehmer schaffen meistens immer wieder den Einstie in den Arbeitsmarkt.
  • weitere Ziele
    Darunter fallen beispielsweise die soziale Unabhängigkeit oder die Selbstverwirklichung.

Wann ist eine Ausbildung gut gelungen?

In der Schule ist die Meßung von Erfolg noch relativ einfach. Desto besser die Noten, desto erfolgreicher hat der Schüler die Schule abgeschlossen. Doch woran erkennst du eine gute Ausbildung?

Mit fünf Fragen zum Ziel

Dieser Frage sollte sich ein Ausbilder vor der ersten Ausbildung stellen. Denn die Beantwortung dieser Frage stellt die Weichen für eine gelungene Ausbildung. Mögliche Faktoren für eine gut gelungene Ausbildung:

  • Wie bringe ich dem Azubi alle Fähigkeiten bei?
  • Welche Arbeitsabläufe muss er am Ende seiner Ausbildung kennen?
  • Welche soziale Kompetenzen sind für unseren Beruf wichtig?
  • Wie steigere ich die Motivation des Azubis?
  • Welche kognitiven Fähigkeiten muss der Auszubildende am Ende seiner Ausbildung besitzen?

Video: Der Wert der Ausbildung

Fazit: Ausbildung ja oder nein?

Wie man an dieser Auflistung sieht – man kann das Ganze immer von zwei Seiten betrachten. Außerdem sollte man bei seinen Überlegungen auch immer mit einbeziehen, dass man hier einen jungen Menschen die Chance zu einem geregelten Einkommen gibt. Ohne die Jugend von heute gibt es kein Morgen! Ich hoffe, hier den ein oder anderen Grund FÜR eine Ausbildung in deinem Betrieb gefunden zu haben. Nochmals die Bitte: Wenn du darüber nachdenkst, geh zu der IHK oder der HWK … die helfen dir weiter. Für irgendwas müssen die Gebühren doch gut sein, die wir alle Jahre wieder abdrücken – oder?

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